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lirik lagu ninguneo – p. p. zahl

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[songtext zu “ninguneo”]

[verse 1: michael iven]
am 20. august 1936, noch vor sonnenaufgang
lies josé valdés, gouverneur von grenada den dichter erschießen
auf befehl von general queipo de llano
nummer eins damals in der tötenden bestie in spanien

„gebt ihm kaffee, viel kaffee“ — funkspruch am abend des 18. august 1936

das verbrechen geschah in grenada, seinem grenada
noch vor sonnenaufgang erschossen
federico garcía lorca
geboren im landarbeiterdorf fuente vaqueros unweit von grenada, seinem grenada
erschossen auf den feldern unweit von grenada, seinem grenada
dem sie da kaffee gaben

auf den feldern war dichter
nur bewaffnet mit seiner stimme, seiner liebe
ein gefährlicher agitator, der seine höhere bildung dazu missbrauchte
die unwissenden massen auf abwege zu bringen

ihm gaben sie kaffee auf den feldern unweit von grenada, seinem grenada
da war er achtunddreißig

wer singt, den bringen sie zum schweigen
wer liebt, den machen sie tot

[verse 2: michael iven]
„denn dichtung ist aufstand und kein dichter ist beleidigt
wenn sie ihn umstürzler nennen
der frühling ist aufständisch“, sang da neruda
aber das ist eine andere geschichte

eine andere geschichte auch, die von nâzım hikmet, dem türkischen dichter
den sie einsperrten, 18 lange jahre, und einmal in die latrine
in der scheiße standen 50 zentimeter hoch und der da noch sang
dem sie kaffee geben, viel kaffee
den sie achtzehn jahre aus dem verkehr ziehen
dem sie das hirn aktionsunfähig machen
den verniemanden sie
den verniemanden sie

wer in der latrine singt, weil der aufenthalt in ihr
bei weitem ehrenhafter als in jedem höheren amt
den verniemanden sie
den verniemanden sie

die träger des lebens, also des widerstands, die, die singen
verniemanden sie
die verniemanden sie

durch alle zur tumben selbstzweckmaschinerie verrottete justizverbünde
mit boßheit und gemeinheit, mit ihrer verbohrten und vertrackten amtsdiktion
ebenso komisch, wie ein schrecken steinherzig

verniemandung durch generäle, durch richter und sonstige nichtse
durch diese art von jedermann
deren sprache, deren lügen, dem der sie gebraucht, und sei’s zum scherz
die zunge frieren lässt
„gebt ihm kaffee, viel kaffee“

[verse 3: michael iven]
ein schwacher trost, dass diese nichtse jemanden verniemanden, um etwas darzustellen
diese zweifel an der nützlichkeit der eigenen arbeit, des schreibens
der verniemandeten in der zelle, über verniemandete
in der latrine und den kzs, auf den feldern bei grenada
und die nützlichkeit, der zweifel an der arbeit
und die gewissheit dass da funksprüche sind, „gebt ihm kaffee, viel kaffee“

und die gewissheit über die angst beim singen in der latrine
in der zelle, in den lagern, auf den feldern bei grenada
oder in den stadien

[verse 4: michael iven]
kinder pfeifend im dunklen keller, gewissheit über die angst
weniger um sich selbst, denn um alles
kaffee hat heute millionen von megatonnen
und die bittere erkenntnis:
wenn die hasen flinten hätten, würde man nicht so viele erschießen
und dass die hungernden nahrung brauchen, aber auch das bewusstsein des ihnen vorenthaltenen menschentums
also auch gedichte

zweifel, bitterer zu ertragen als die bitterste erkenntnis

beruht die öffentliche nützlichkeit der dichter auf kraft, auf zärtlichkeit, und auf freude
wie neruda sang
den sie verniemanden wollten, was nicht gelang
bislang ist dichtung aufstand, und ist der frühling was er früher war

hört einer den, der da singt, in der latrine
sind bald auch hier die unwissenden massen auf abwege gebracht

auch durch solche mit zigeunerromanzen, denen sie kaffee geben
ist der tod des dichters nur ein gerücht, wie damals
als mr. wells, präsident des internationalen pen*clubs, telegrafierte:
„erbitte dringend auskunft über den aufenthalt meines hervorragenden kollegen
garcía lorca“
und die antwort bekam von faschisten in grenada
nun ihrem grenada
„aufenthalt unbekannt.“

in der latrine, in der zelle, im stadion mit abgehackten händen, auf den feldern bei grenada
aufenthalt unbekannt
aufenthalt unbekannt

[verse 5: michael iven]
mein aufenthalt ist bekannt, nützlich der zweifel an der nutzlosigkeit der eigenen arbeit
zweifellos nützlich, die eigene arbeit
zuweilen aushalten musst du den zweifel oft ganz allein
singen in der latrine, in der zelle, im stadion, auf den feldern bei grenada, teheran, santiago, berlin
sing, bis sie das stimmband durchtrennen, dir kaffee geben, dich verniemanden

diese nichtse, die keiner kennt, sind sie nicht mehr da, für die wir uns schämen
das es so etwas noch gibt, wie früher kopfjäger, kannibalen, und heute noch bürokraten

[verse 6: michael iven]
ausgebrochen der wahnsinn, ganz öffentlich und ganz normal
da dringt die stimme der vernunft aus seiner latrine
es hatte der, der da sang, seine zweifel, aber er sang
und sei’s aus angst
und der da seinen kaffee bekam auf den feldern unweit von grenada
seinem grenada
der hatte gesungen, und sei’s aus verzweiflung

und eines tages zweifellos hatten die hasen sich flinten besorgt
und die unwissenden massen waren auf abwege gebracht
ganz einfach und fröhlich
und die dann da sangen, die sangen im chor
und da war kraft, und zärtlichkeit, und freude
daran gibt es trotz allem nicht den geringsten zweifel

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